Faktencheck vom Faktencheck

06/2021

Von wem die für den Faktencheck von JST zu Grunde liegenden Aussagen bzw. Argumente auf der Projektseite von JST genau stammen, wissen wir nicht. Offensichtlich haben diese mit unseren Einwendungen zu tun. Wir warten seit Monaten auf eine Rückmeldung von der Stadtverwaltung, da diese unser Ansprechpartner ist, müssen aber feststellen, dass immer mehr JST das Handeln übernimmt.

Die Papierfabrik Julius Schulte in Trebsen entnimmt heute und in Zukunft kein Grundwasser. Für Produktionszwecke wird ausschließlich das Wasser der Mulde genutzt, das nach Gebrauch gereinigt in die Mulde zurückgeleitet wird. Dies wird auch nach einer Erweiterung so bleiben. Fazit Zusätzliche Brunnen für die Papierfabrik: Stimmt nicht!“ (Quelle: Website der Projektstudie JST)

LWT 06/2021: 2019 gewährt der Wasserverband der Trebsener Papierfabrik Julius Schulte einen Mengenrabatt wegen des hohen Trinkwasserverbauchs von mehr als 10.000 Kubikmeter im Jahr (Quelle: LVZ). Grundwasser ist nicht gleich Trinkwasser, aber für was wird dieses dann in dieser Menge benötigt? Was versteht JST unter „ausschließlich“? Hat der hohe Trinkwassergebrauch mit den Niedrigwasserständen der Mulde zu tun?

Fazit JST
Zusätzliche Brunnen für die Papierfabrik: Stimmt nicht!
Fazit LWT
Thema Wasser weiter unklar!

"Die Fabriken, die für diese Annahme immer wieder als Beleg herangezogen werden, unterscheiden sich in zwei Punkten wesentlich von der Planung in Trebsen:

a) In diesen „Vergleichswerken“ werden ganz andere Papierprodukte als in Trebsen hergestellt. Andere Produkte führen aber zu anderen Produktionsanlagen und damit zu anders dimensionierten Gebäuden.

b) Die Planungen in Trebsen sind nicht mit Papierfabriken „auf der grünen Wiese“ zu vergleichen. Bei Produktionsanlagen außerhalb von Ortschaften gelten wesentlich geringere Anforderungen, was Abstandsreglungen, Verschattung oder Lärm-Emissionen angeht. Produktionsanlagen außerhalb von Ortschaften wirken auch deshalb massiver, weil dort nicht in dem Umfang auf vorhandene schutzbedürftige Bebauung Rücksicht zu nehmen ist, wie es am Standort Trebsen erforderlich ist.
Und: Durch die Nutzung bereits vorhandener Betriebsflächen muss keine externe neue Fläche bebaut werden.

Fazit
Optischer Vergleich mit anderen Fabriken: Nur Vergleichbares vergleichen!" (Quelle: Website der Projektstudie JST)

LWT 06/2021: Brehna-Sandersdorf verwendet Altpapier als Rohstoff und stellt daraus Wellpappenrohpapier her - wie Trebsen. Ein ca. 30 Meter hohes Gebäude in ähnlicher Entfernung zur Straße findet sich dort auch. Was schlussendlich gebaut werden soll - entsprechende Beschlüsse und Genehmigungen vorausgesetzt - , wissen wir nicht, da es sich um einen Angebots-Bebauungsplan handelt. Was wir aber wissen: Gebäudehöhen von 17, 26 und 30 Meter wären dann möglich. Das Doppelte bis Vierfache im Vergleich zur umliegenden Wohnbebauung ... also durchaus erdrückend.

Fazit JST
Optischer Vergleich mit anderen Fabriken: Nur Vergleichbares vergleichen!
Fazit LWT
Beispielsweise Brehna-Sandersdorf ist sehr wohl mit dem Vorhaben in Trebsen vergleichbar!

„Dazu wurde ein zusätzliches Gutachten in Auftrag gegeben. Ausgehend von Verkehrszählungen und Hochrechnungen wird die Leistungsfähigkeit der Kreuzung Industriegebietsstraße/Pauschwitzer Straße bewertet. Dann werden verkehrssichere Lösungen gesucht und umgesetzt. Fazit Verkehr: Gefahr für Fußgänger und Kinder – lösbar!“ (Quelle: Website der Projektstudie JST)

LWT 06/2021: Bereits heute bringen Eltern ihre Kinder lieber per Auto in den Kindergarten oder in die Schule, da der Bereich ab Wednig, entlang der Pauschwitzer Straße über die Bahnhofstraße zu gefährlich ist. Neben der schon heute riskanten Kreuzung betrifft dies gleichfalls Tor 1 und 2 sowie die Kreuzung Pauschwitzer Straße / Bahnhofstraße. Wie sehen da die Lösungen aus? Ein Schilderwald? Eine von außen durch einen Schallreflektor nicht sichtbare Höhenbegrenzung? Tor 2 direkt gegenüber einer privaten Ein- und Ausfahrt?

Fazit JST
Verkehr: Gefahr für Fußgänger und Kinder – lösbar!
Fazit LWT
Erst eine Lösung finden und nicht nur suchen. Dann kann man vielleicht dieses Fazit ziehen!

"Die angesetzten Verkehrszahlen für das Planungsverfahren enthalten einen Sicherheitspuffer. Dafür wird für jeden LKW eine Leerfahrt angenommen. Das ist aber in der Realität bereits heute nicht so. Im Sinne der Senkung des CO2-Ausstoßes und der innerbetrieblichen Optimierung wird ein immer größer werdender Anteil der LKWs, die beladen zum Werk kommen, dieses auch wieder beladen verlassen. Dennoch bleiben wir bei der Prognose, damit in jedem Fall nicht zu wenige LKW in die Gutachten einfließen.

Die weitere Planung wird aufzeigen, ob und welche Schallschutz-Maßnahmen erforderlich sind und welche Auswirkungen in puncto Lufthygiene zu erwarten sind. Geltende Grenzwerte werden auf jeden Fall eingehalten.

Fazit Verkehr: Mehr Lärm und steigende Emission – Grenzwerte werden eingehalten!" (Quelle: Website der Projektstudie JST)

LWT 06/2021: Vervierfachung Produktion = Vervierfachung Verkehr = Steigerung Verkehrslärm + Mehr Luftverschmutzung ... besser wird es also nicht

Fazit JST
„Verkehr: Mehr Lärm und steigende Emission – Grenzwerte werden eingehalten!

Fazit LWT
Gutachten oder aktuelle Messungen, welche das Beweisen, liegen nicht vor.

„Unsere Planungen und Überlegungen wurden bereits mehrfach dem Stadtrat, dem gewählten Gremium zur Vertretung der Bevölkerung der Stadt, und auch den während der Stadtratssitzungen anwesenden Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt. In den kommenden Prüfungs- und Genehmigungsschritten haben die Bürgerinnen und Bürger an mehreren Punkten die Möglichkeit, ihre Hinweise und Einwände vorzutragen. Aktuell werden rund 180 Stellungnahmen zum Vorentwurf für die Bauleitplanung bearbeitet und fließen in die weitere Planung ein. Darüber hinaus haben wir eine Kommunikationsstrategie verabschiedet. Im Kern steht unser Versprechen, auch unter Pandemiebedingungen aktiv mit Informationen und Dialogangeboten auf die Bürgerinnen und Bürgern zuzugehen. Fazit
Heimlichkeit und Intransparenz – Stimmt nicht!“
(Quelle: Website der Projektstudie JST)

LWT 06/2021: Der Stadtrat hat 2020 einstimmig alle Beschlüsse hinsichtlich Vorentwürfe „durchgewunken“, kritische Fragen von dieser Seite gab es keine. Der Bürgermeister hat den Bürgern mehrmals deutlich zu verstehen gegeben, dass er und die Stadt für das Vorhaben der Papierfabrik sind. Am 15. Dezember 2020 – im Corona-Lockdown – wurden zur Stadtratssitzung die Bürgerfragen gestrichen, dafür gab es ein ca. halbstündigen Monolog vom Bürgermeister, warum man für das Vorhaben ist. Eine Verschiebung der Auslegung war unter keinen Umständen möglich. Welcher Stadtrat hat vor den Beschlüssen den Dialog mit den Bürgern gesucht? Solange es nicht öffentliche Sitzungen und „Klausurtagungen“ gibt, kann man von Heimlichkeit und Intransparenz sprechen. Die Kommunikationsstrategie wurde erst im April 2021 entwickelt, nach öffentlichen Druck und Anmerkungen vom Landrat. Nach wie vor warten Bürgerinnen und Bürger auf konkrete Informationen …

Fazit JST
Heimlichkeit und Intransparenz – Stimmt nicht!
Fazit LWT
Heimlichkeit und Intransparenz – Stimmt!

"Die LKW-Situation ist nicht in unserem Sinn und wird im Zuge einer Werkserweiterung grundsätzlich neu geordnet. Bereits heute haben wir vier Maßnahmen angestoßen:

+ Wir haben Google angesprochen, damit die Routenführung (NAVI) zum Werk über die Industriegebietsstraße angepasst wird.
+ Wir haben die Stadt Trebsen gebeten, ein eingeschränktes LKW-Verbot für die Bahnhofstraße zu erlassen.
+ Beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr haben wir beantragt, die Beschilderung zum Werk über die Industriegebietsstraße zu verbessern.
+ Die Nutzung der PKW-Einfahrt „Tor 2“ durch LKWs soll unterbunden werden. Dazu wird in Kürze eine Höhenbegrenzung installiert, die eine LKW-Einfahrt unmöglich macht.

Fazit
LKWs in der Stadt: Julius Schulte Trebsen GmbH & Co.KG sucht gemeinsam mit den zuständigen Behörden nach konkreten Lösungen. (Quelle: Website der Projektstudie JST)"

LWT 06/2021: "Bereits heute" ... ist ein Schlag ins Gesicht der Anwohner. Uns wurde das aktuelle Verkehrskonzept vor über 5 Jahren von der Papierfabrik, den Behörden und der Stadt als Dauerlösung verkauft, obwohl wir wussten, dass es nicht funktioniert. Wir wurden ignoriert! By the way JST: a) bei Tor 2 geht es auch um die Ausfahrt und b) der "Schallschutz" bzw. Reflektor oder besser: Sichtschutz führt dazu, dass LKWs diese Höhenbegrenzung beim Einbiegen nicht sehen - somit wird damit nichts gelöst, solange Tor 2 nicht dauerhaft geschlossen wird.

Fazit JST
LKWs in der Stadt: Julius Schulte Trebsen GmbH & Co.KG sucht gemeinsam mit den zuständigen Behörden nach konkreten Lösungen.
Fazit LWT
Die Lösungen sollten seit über 5 Jahren existieren! Und in der Zukunft wird alles besser? Unrealistisch! Update 09/2021: Der Antrag von JST hinsichtlich verbesserter Beschilderung wurde vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr abgelehnt. (Quelle: Projektseite JST)

„Eine Verlagerung des An- und Abtransportes von der Straße auf die Schiene würde dazu führen, dass eine neue Lärmquelle in weite Teile von Trebsen getragen würde und dort ein deutlich größerer Kreis von Bürgerinnen und Bürgern betroffen wäre. Außerdem gibt es keine sinnvoll nutzbaren Direktverbindungen Schiene/Schiene von unseren Rohstofflieferanten zu uns und von uns zu unseren Kunden. Fazit Schiene statt Straße – Nicht sinnvoll!“ (Quelle: Website der Projektstudie JST)

LWT 06/2021: Man sollte eher von einer „anderen“ Lärmquelle sprechen. Welche weiten Teile von Trebsen sind gemeint? Gibt es dazu Untersuchungen, welche die Aussage belegen? Wir kennen keine. Bei professioneller Logistik könnten schon jetzt nur ein bis zwei Züge am Tag (Mo-Fr) das aktuelle Volumen an Rohstoffen und Waren transportieren. Das ist ungleich attraktiver als über 100 LKW. Andere Papierfabriken haben einen Gleisanschluss. Im Sinne von Strukturwandel, Verkehrswende und Klimawandel muss intensiver darüber nachgedacht werden, zwei Sätze genügen da nicht. Selbst der Trebsener Bürgermeister setzt sich für eine Eisenbahnverbindung ein.

Fazit JST
Schiene statt Straße – Nicht sinnvoll!
Fazit LWT
Aussagen wie „Schiene statt Straße – Nicht sinnvoll! sind von gestern!

09/2021

„Der Rohstoff “Altpapier” für die Papierfabrik in Trebsen wird von Anbietern aus einem Umkreis von ca. 150 bis 200 km um den Standort Trebsen beschafft. Die polizeilichen Kennzeichen der LKW geben – ebenso wie das Fabrikat der LKW – keinen Hinweis auf den Herkunftsort der Ladung.“ (Quelle: Website der Projektstudie JST)

LWT 09/2021: Wie kommen die LKW aus ganz Europa und Russland nach Trebsen und zurück? Wie sieht der Beschaffungsumkreis bei der Vervierfachung der Produktionsmenge aus?

Fazit JST

Fazit LWT
Wird sich der Pro-Kopf-Verbrauch von Papier vervierfachen oder wird Altpapier aktuell auch nach Deutschland importiert?

„Der Papiermarkt befindet sich in ständiger Entwicklung. Größere Papiermaschinen erhöhen die Effizienz und senken die Kosten. Wir müssen diesem Trend begegnen und uns weiterentwickeln.  Nur mit einer Investition in eine zweite, größere Papiermaschine können wir wettbewerbsfähig bleiben und den Standort Trebsen sichern. Fazit Nur mit einer zweiten Papiermaschine bleibt der Standort mittelfristig wettbewerbsfähig.“ (Quelle: Website der Projektstudie JST)

LWT 09/2021: Wir halten eine Prüfung eines anderen Standortes für PM2 durchaus für Überlegenswert und bieten hierbei unsere Unterstützung an. Wenn man will, muss dies auch nicht das Ende vom Standort Trebsen sein. Düsseldorf produziert ja auch noch und wirft nur 100.000 t Papier pro Jahr aus. Bzgl. Effizienz und Kostensenkung ist es technisch auch machbar, die bestehende Papiermaschine in Trebsen dahingehend zukunftsfähig zu machen.

Darüber hinaus wird die aktuell genehmigte maximale Produktionskapazität in keinem der letzten Jahre erreicht. Da wäre also noch Luft nach oben.

Fazit JST
Nur mit einer zweiten Papiermaschine bleibt der Standort mittelfristig wettbewerbsfähig.
Fazit LWT
Mit einer zweiten Papiermaschine an einem anderen Standort kann man gleichfalls wettbewerbsfähig bleiben.

„Die Papierfabrik Julius Schulte in Trebsen leistet einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, indem sie Altpapier aus der Region zu neuen Verpackungsmitteln recycelt. Verpackungen aus Papier und Pappe (in unserem Falle Rohstoff: Altpapier) leisten wiederum einen wichtigen Beitrag um Kunststoffe (Basis: Rohöl) mehr und mehr zu verdrängen. Sowohl unsere aktuellen wie die zukünftigen Produktionsanlagen unterliegen den Europäischen Industrieemissionsschutzrichtlinien. Damit einher gehen umfangreiche Genehmigungs- und Prüfungsverfahren, die wir bisher immer vollumfänglich erfüllt haben. Aktuell werden die benötigte Wärme und der erforderliche Strom komplett selbst erzeugt. Wir stützen das Strom-Außennetz, indem dabei immer auch Strom nach außen gespeist wird, und konnten unseren spezifischen Stromverbrauch mit Hilfe zurückliegender Investitionen um über 10 Prozent gegenüber dem Mittelwert des Benchmarks verbessern. Wir prüfen derzeit den Einsatz von Gabelstaplern mit Elektroantrieb. Der eigentliche Produktionsprozess ist frei von CO2-Emissionen.“ (Quelle: Website der Projektstudie JST)

LWT 09/2021: Am Anfang von Altpapierfasern stehen Bäume. Altpapierfasern können 5- bis 6-mal wiederverwendet werden. Insofern werden für Papier auch immer wieder Bäume gefällt werden müssen. Aus verschiedenen Gründen ist Altpapier aktuell Mangelware. Wie soll also der Mehrbedarf an Altpapier gedeckt werden?

Die „Region“ in diesem Kontext scheint eine andere zu sein als bei der Telefonumfrage oder der Leuchtturmtheorie. Laut JST wird Altpapier derzeit aus einem Umkreis von 150-200 km bezogen. Die Mega-Fabrik wird ungefähr die vierfache Menge an Altpapier benötigen:

Frage 1: Geht man bei JST davon aus, dass sich in der jetzigen Region die „Altpapierproduktion“ gleichfalls vervierfacht?

Frage 2: Oder bedeutet dies, dass dementsprechend der Bezugsradius für Altpapier vergrößert werden muss?

Zuerst hieß es von JST, man benötigt mehr Verpackungsmaterial für Elektroautos, dann wurde gesagt, dass durch Corona der Bedarf an Verpackungen gestiegen ist, jetzt sollen noch Kunststoffe verdrängt werden. Grundverkehrt an dieser Argumentation halten wir das „mehr“, schließlich gehört auch die Papierherstellung zu einer der energieintensivsten Branchen, in welcher fossile Brennstoffe, also auch Rohöl, in Größenordnungen benötigt werden.

Sollte man gesellschaftlich und politisch wirklich das Ziel haben, klimaneutral zu produzieren, reichen 10% Verbesserung beim spezifischen Stromverbrauch, welcher einen geringen Anteil am Gesamtenergiebedarf hat, nicht aus. Relevant und aussagekräftig sind hier ohnehin nur absolute Zahlen. Und ohne den Taschenrechner bemühen zu müssen, wird der Energiebedarf für die ca. vierfache Produktionsmenge steigen. Und da im aktuellen Konzept alles auf fossile Brennstoffe ausgerichtet ist, steigen demzufolge auch die Emissionen der klimaschädlichen Gase. Elektro-Gabelstapler sind sicher eine feine Idee, andererseits bringt dies nichts, wenn der Strom durch die Verbrennung fossiler Energieträger bereitgestellt wird. Beinahe amüsant erscheint dieser Versuch von JST, sich ein grünes Image zu verleihen, wenn man weiß, dass es hier über CO2-Einsparungen im Promillebereich geht.

Fazit JST

Fazit LWT
Mit konkreten Zahlen bzgl. CO2 wartet man nicht auf – im Gegenteil, man betreibt „Greenwashing“.

Mehr? … coming soon